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Lerneinheit Gewaltfreie Kommunikation – Von Kampf Rhetorik zum Frieden

von Jul 11, 2017Blogs

Kampf Rhetorik spaltet und polarisiert, während Gewaltfreie Kommunikation verbindet und dem Frieden dient. Im Kampf können wir uns genauso wenig mit uns selbst wie mit anderen verbinden. Wie sich durch Sprache Haltung transportiert und warum wir eine Sprache mit mehr positiven Sprachbildern brauchen? Wie könnten einfache Formulierungen Probleme verfestigten oder verflüssigen? Was meint offener und aufrichtiger Selbstausdruck in der Gewaltfreien Kommunikation ?

 

Gewaltfreie Kommunikation und Bilder vom Frieden

Es ist kriegerische Rhetorik, Verrohung in der Weltpolitischen Debatte, wörtliches Aufrüsten, Polarisieren, Spalten und sprachlicher Machtmissbrauch, den wir nicht nur in den USA verfolgen. Wohin führt die Kriegsrhetorik von Machtpolitikern wie Donald Trump & Co.? Sollten wir  bewusst achtsam für die Feinheiten der Sprache und für den Einsatz von Sprache sein? Sprache als Investition in eine gemeinsame Zukunft sehen? Die Gewaltfreie Kommunikation ist eine Haltung, die Frieden stiftet. Die mit ihr verbundene Methodik der Kommunikation schafft mehr Verbindung zwischen Menschen. Noch bevor ein Wort gesprochen ist, beginnt Kommunikation in der inneren Haltung. Gewaltfreien Kommunikation beginnt daher mit der Prüfung unserer Bilder und Metaphern. Welche Gedanken und Geschichten spiegeln unsere inneren Bilder? Die Bilder sind ein Ausdruck der inneren Haltung.

In Kliniken fällt zuweilen die Analogie von der Station oder dem OP zum Schlachtfeld. Plötzlich befinden wir uns nicht mehr im Frieden, sondern an vorderster Front anstatt im Dialog mit dem Patienten und Kollegen. Das hat Wirkung auf das Team, auf die Arbeit und den Umgang miteinander. Im Dialog kann der Mensch mitschwingen, sich einlassen, offen sein für die Bedürfnisse des anderen. An der Front muss er sich in Acht nehmen, sich schützen, bereit sein zum Kampf. Mit dem Gebrauch von Metaphern und Vergleichen erklären wir uns und anderen die Welt. Und vergessen allzu leicht, welche Realität wir damit erzeugen. Denn wir werden immer nur wahrnehmen können, was wir denken können. Achten Sie daher auf die Metaphern, hinterfragen sie ihre Bedeutsamkeit und ihren Realitätsgehalt. Gelingt es uns damit, andere positiv zu bewegen?

 

Sprache zur Verflüssigung unserer Gedanken

Sprache kann sowohl Verletzung als auch Heilung, sowohl Bewegung als auch Stillstand, sowohl Auf- als auch Abbruch erzeugen. Kaum etwas verfestigt Denken und spaltet so wie Sprache. Die Art, wie wir sprechen, zeugt von unserer inneren Realität. Alleine die Wahl unserer Worte verrät viel über unser Denken. Vieles ist uns selbst nicht bewusst, durch unsere Gewohnheit und das Umfeld geprägt. Mit Bewusstwerdung beginnt das Gestalten von Veränderung. Sprache bewusster einzusetzen, ist trainierbar. Voraussetzung ist das achtsame und aktive Zuhören – sich selbst beim Denken und anderen beim Reden. Eine Methode aus dem Werkzeugkoffer des Coachings ist z.B. die gewaltfreie Verflüssigung von Aussagen und Problembeschreibungen.[1] Mit Sprache lassen sich Probleme aus ihrer Erstarrung holen und damit ihre scheinbare Übermacht auflösen.

Hier eine kleine Kostprobe für „verflüssigende“ Begriffe

  • Statt: Ich komme nicht weiter.
  • Problem neu sehen: Jetzt gerade geht es mir noch zu langsam voran.

D.h.

  • Abmilderung von Stärke und Intensität: noch (nicht), nicht ganz, ein wenig
  • Verkürzen der Dauer: in diesem Kontext, zur Zeit, im Augenblick, jetzt

Die Worte machen deutlich, dass das Problem keine absolute Macht hat und nur in einem gewissen Raum und gewisser Zeit für jemanden auftritt. Auch wenn das Problem dadurch noch nicht gelöst ist, wird es eingegrenzt und zugleich ein Raum neuer Optionen geöffnet. Entlastung entsteht. Das kleine Wort „noch“ alleine macht einen großen Unterschied.

 

Die Wahl gewaltfreier Worte: Unlustworte vermeiden

Wie schnell können Worte demotivieren und Verbindlichkeit und Verbindung kappen? Wir können feiner in unserer Sprache werden, um weniger Unlust bei uns selbst und anderen zu erzeugen und in einen inneren Frieden damit zu kommen. Hier einige Impulse zum Nachdenken und Ausprobieren: [2]

 

Unlustig Alternative Hintergrund
1. Das hast Du nicht schlecht gemacht. Das hat mir gut getan. Mit der Verneinen steht das “Schlechte” trotzdem im Raum. “Gut” wirkt stärker.
2. Danke für die Nachfrage. Ich bin im Stress, wie immer! Danke für die Nachfrage. Es ist gerade viel zu erledigen. Mit Zuschreiben von Im-Stress-Sein, wird die (negative) Bewertung verfestigt. Generalisieren verhindert jede Veränderung.
3. Ich freue mich für Sie. Ich freue mich mit Ihnen. Selbst Freude fühlen. Mitfreuen bedeutet doppelte Freude.
4. Frau Franz ist ein schwieriger Fall. Frau Franz braucht einfach noch meine erhöhte Zuwendung. Der “schwierige Fall” ist kaum zu lösen. “Zuwendung” zeigt Menschlichkeit und macht die Dinge “einfach”.

5. Aber

Und Jedes “aber” ist ein Einwand, schafft Widerstand und baut Hindernisse auf.
6. Man müsste endlich mal die Türklinke reparieren. Die Türklinke ist kaputt. Bringst Du sie bitte zur Reparatur? Vage, konjunktive Aussagen schieben die Lösung in weite Ferne. „Müsste“ provoziert Widerstand bei autonomen Menschen.
7. Eigentlich lese ich gerne. Ich lese gerne. Füllwörter schwächen die Aussage, wirken unentschlossen und unklar. „Eigentlich“ ist ein Hinweis, dass es moralisch richtig, aber unrealistisch ist.
8. Bei mir ist viel im Umbruch. Heute werde ich das Thema anschneiden. Bei mir ist viel in Bewegung. Heute spreche ich es an. Bei Bruch geht etwas kaputt. Schneiden zerstört. Nur selten bedarf es einer destruktiven Metapher.
9. In der Angelegenheit werde ich mich durchsetzen. Diese Angelegenheit werde ich klären. Sich durchsetzen zu müssen, verharrt auf einem “Sitz”-Punkt.
10. Ich nehme diese Aufgabe in Angriff. Ich beginne diese Aufgabe. Angriff ist ein kriegerisches Wort. Es ruft die Verteidigung auf den Plan.

 

Offene und aufrichtige Selbstmitteilung und Gewaltfreie Kommunikation

Gerade Machtpolitikern scheint allzu oft die selbstkritische Reflexion abhanden zu kommen. Sie scheinen die Wirkung ihrer Worte nicht zu hinterfragen. Oder schlimmer: Sie nutzen Kampf Rhetorik, um bewusst zu spalten. Häufig sind sie nicht zimperlich im austeilen, aber erstaunlich empfindlich, wenn es gegen sie geht. Wohin das führen kann, wenn zwei Kampf-Rhetoriker aufeinander treffen, müssen wir uns nicht weiter ausmalen…

Frieden beginnt immer bei sich selbst im Inneren. Innerer Frieden lässt sich nach außen tragen. Darum fangen Sie bei sich selbst an: Seien Sie offen und aufrichtig zu sich selbst und zu anderen. Das bedeutet gerade nicht, anderen unsere Urteile und Bewertungen vor die Füße zu werfen. Sondern: Diese zuerst selbst zu hinterfragen und reflektiert in Gefühle und Bedürfnisse zu Übersetzung. Diese Form von Aufrichtigkeit macht uns menschlicher und beziehungsfähiger. Dafür die rechten Worte zu finden, ist anfangs gar nicht leicht, weil wir es einfach nicht gewohnt sind, so miteinander zu reden. Doch wenn es uns gelingt, uns uns gegenseitig auf diese Weise zuzumuten, werden wir tiefere Beziehungen miteinander führen. Wir werden ruhiger, wenn wir uns verstanden fühlen, und friedensfähiger…

Wie weit der Weg für die Gewaltfreie Kommunikation auch sein mag…

Achten Sie bewusst auf Ihre Sprache: auf Lieblings (füll) wörter, Verneinungen, Metaphern, wiederkehrende Sprachmuster, Bilder etc. Indem Sie die Wirkung Ihrer Sprache auf andere reflektieren, werden Sie nicht nur selbst authentischer [3], sondern automatisch auch achtsamer gegenüber deren Bedürfnisse. Undienliche Sprachgewohnheiten abzulegen, ist zuerst eine Herausforderung. Nach einiger Zeit werden Sie dann aber feststellen, welche konstruktiven Veränderungen in der Kommunikation eintreten. Führung wird leichter, Konflikte geringer, Beziehungen tiefer, Ergebnisse nachhaltiger. Vielleicht wirkt das sogar auf Menschen, die bislang dafür noch gar nicht offen und aufrichtig waren…

Eine Investition in die eigene Friedensfähigkeit lohnt allemal.

 

[1] Vgl. Schmidt-Tanger, Martina (2005): Change Talk, Junfernmannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn; Schmidt-Tanger, Martina (2012): Change. Raum für Veränderung. Sich und andere verändern. Psychologische Veränderungsintelligenz im Business. Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn; Schmidt-Tanger, Martina | Backwinkel, Holger ( 2012): Erfolgreiches Coaching für Teams. NLP professional für Team- und Konfliktcoaching. Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn.

[2] Vgl. von Scheurl-Defersdorf, M. (2005): Die Kraft der Sprache. 80 Karten für den alltäglichen Sprachgebrauch, Lingva-Eterna Verlag GmbH. Im Management ist es üblich, von SMARTen Zielen und Aufgaben zu sprechen, um eine klare und motivierende Formulierung sicherzustellen, die spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und klar terminiert ist.

[3] Mit situations- und wesensgerechtem Verhalten und der Verknüpfung von äußerer und inneren Haltung beschäftigt sich ein eigener Blog.


 

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