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Lerneinheit Provokativer Humor – Von schneller leichter Veränderung

von Jan 4, 2014Blogs

Warum ist Provokativer Humor – richtig dosiert – eine wahre Wundermischung für schnelle leichte Veränderung? Wie schafft er Anregung auf der Sachebene und Anerkennung auf der Beziehungsebene? 

 

Provokativer Humor für schnelle, leichte Veränderung.

Kurt Lewin beschreibt im 3-Phasen-Modell der Veränderung dass zur Veränderung das Ablösen von alten Gewohnheiten und nach einem Übergang das Ankoppeln an neues Denken und Tun gehört. Frank Farelly überwindet Widerstand gegen Veränderung mit provokativem Humor auf ungewöhnliche Art: Wer über sein Verhalten lachen kann, ist schon mitten im Löseprozess. Es ist das Lachen, das unmittelbar wohltuende Distanz zu sich selbst schafft.  Schauen wir uns das Wirkprinzip an einem Gedankenspiel an.

 1. therapeutisches Prinzip: Zutrauen in die vorhandenen Stärken und Ressourcen

Stellen Sie sich vor: Wir sitzen in einem Airbus A380. Sie sind der Pilot. Wir fliegen ca. 11.000 Meter über dem Meeresspiegel. Es ist der erste Flug mit einem Flugzeug dieser Größe und Ihnen wird unerwartet schlecht. Sie haben das Gefühl, die Maschine nicht mehr kontrollieren zu können. Sie wissen nicht mehr den Kurs. Obwohl Ihnen die Flugstrecke vertraut ist. Sie schwitzen. Ihr Mund wird trocken. Ihr Herz schlägt schneller. Gut wenn Sie jetzt eine gute Therapeutin haben, die Sie aus dieser Klemme führt…

Es besteht unbedingtes Zutrauen, dass Sie mit Ihren Stärken und Ressourcen mit ein bißchen Hilfe von der Seite die Lösung finden. Die Therapeutin sitzt mit Ihnen im Cockpit. Sie sitzen nebeneinander. Auch die Therapeutin ist Pilotin. Dass Sie fliegen können, steht außer Frage. Das Augenmerk liegt – wie bei allen Kurzzeittherapien – auf Ihren Stärken und Ressourcen. Die Therapeutin ist Expertin in einer anderen Sorte der Fliegerei – so eine Art Fachfrau für Flugspaß und Loopings. In Ihrer Not schauen Sie zu ihr. Sie lächelt Sie an und fordert Sie auf, zunächst auf Autopilot zu schalten und den Steuerknüppel aus der Hand zu geben. Dafür sitzt man ja auch zusammen im Cockpit. Den kleinen Zusatz, den Sie benötigen, um wieder auf Ihren Kurs zu kommen, den werden Sie jetzt bekommen.

2. therapeutisches Prinzip: Provokativer Humor

Gerade provokativer Humor transportiert eine gewisse Respekt- und Distanzlosigkeit – in einem unbedingt empathischen zugewandten Setting. Es bestehen verbale Berührungsängste bei unangenehmen Themen. Niemand redet gerne über sein Unvermögen, seine Makel. Als Sie gefragt wurden, ob Sie den Airbus A380 fliegen wollen, hätten Sie schon sagen können, was Ihnen dabei den Magen umdreht. Natürlich wissen wir, dass es besser wäre, unangenehme Themen anzugehen. Doch wird uns die Reaktion der anderen verletzen. Daher haben wir ein Verhalten entwickelt, dass andere uns, wenn überhaupt, dann höchstens vorsichtig darauf ansprechen. Das Vorsichts-Gebot wird nun therapeutisch systematisch missachtet. Könnte es sein, dass der Flug Ihnen zu früh ist? Der Weg zur Toilette zu lang? Ob wir nun direkt, indirekt oder surreal Schwächen und Ängste ans Tageslicht zerren… – wir bleiben dran.

Die Ängste direkt zu berühren ist eine starke Provokation. Damit Sie die aushalten, machen wir das mit Wohlwollen und Humor. Durch Lachen entsteht Abstand. Durch den Abstand kommt Entspannung. Wir nehmen die Situation bei aller Ernsthaftigkeit nicht allzu ernst. Sind Sie ein Mann? – LoL. Tätschel. – Wie sind Sie mit dieser Riesenmaschine in die Stratosphäre gelangt? Konnten nüscht für? Da war die schöne Frau und dann – hex, hex – befanden Sie sich in einem Riesenairbus. Upps…. Oder sind Sie eine Frau? Dann hatten Sie wohl den Max als Lotsen und plötzlich „Funkstille“. Sie beten zu Max, bis Sie ins Funkgerät schreien: „Melde Dich!“. Können Pilotinnen alleine so hoch fliegen? Es heißt Peterchens Mondfahrt, nicht Gardis Sternentrip. Selbst wenn Gardi könnte, würde sie denn wollen? So ganz alleine? Alleine sein ist so grausam für Frauen, die gehen schon zu zweit auf Toilette, sagt man…

3. therapeutisches Prinzip: Nonverbale Rückenstärkung

Die nonverbal zugewandten Körperhaltung und Präsenz trägt die einfühlende Auseinandersetzung mit Ihren Klemmen. So stärkt sich das Selbstbewusstsein. Hier schläft die Therapeutin nicht. So fliegen wir Möchtegern-PilotInnen durch die Stratosphäre und nehmen Sie, die Situation und gelegentlich auch die Therapeutin auf die Schippe. Auch wenn es lustig ist, lange dauert es nicht, bis die eigenen Schwächen und Makel nicht mehr wehtun. Irgendwann ist es soweit, der Schmerz ist vorbei. Sie wischen sich noch eine Träne aus dem Auge, greifen zum Steuerknüppel und sagen… „Alles klar, hab’s verstanden. Dann mach’ ich das mal wieder selbst.“

Durch den gelungenen Einsatz von Humor gelingt es oft sehr schnell, eine Distanz zum Problem herzustellen und selbst neue Perspektiven zu erkennen zu lassen. Und was der Mensch selbst entdeckt hat, bewahrt er auch.

 

Das Prinzip Humor

Für Humor braucht es Präsenz, den Mut, die inneren Bremse zu lösen und eine Freude auf das Unerwartete. Er funktioniert v. a. über den Wechsel der Perspektive. Dinge einmal anders tun als gewohnt, in einer anderen Logik denken und der Geschichte einen anderen Ausgang geben als erwartet. Das irritiert die bestehenden Muster – wie etwa im Loriot Dialog. Im Deutschen wird unter Humor nach Otto J. Bierbaum gerne verstanden, „trotzdem zu lachen“. Im „Trotzdem“ verbindet Humor Schwäche und Stärke konstruktiv: Ein Lachen ist dabei Humor, wenn es

  • in einer Situation des Scheiterns auftritt,
  • sich nicht gegen Dritte richtet (sondern eher eigene Schwächen verstärkt) und
  • Hoffnung auf die Überwindung der Krise vermittelt.

Humor fördert Kreativität, Perspektivwechsel, baut Stress und angespannte Situationen ab − wenn authentisch, spontan und wertschätzend eingesetzt. Humor kann so manchen Konflikt entschärfen. Und noch mehr: Wer miteinander lachen kann, der harmoniert und ist in der Lage die schwierigsten Themen produktiv zu regeln.

  • Eine Grundregel gelungener Kooperation ist: “Lasse dein Gegenüber stets gut dastehen.”

Wer hingegen verletzt, penedrant, im falschen Kontext Witze reißt, verscherzt es sich leicht. Die Gefahr, dass Humor nicht funktioniert, besteht, wenn Menschen noch keine tragfähige Beziehung aufgebaut haben, kein Vertrauen zueinander haben. Dann gilt es erst einmal herauszufinden, was der andere mag und was ihn zum Lachen bringt. Im Zweifel lieber einmal mehr auf die Zunge beißen:

  • Sarkasmus, Spott und Zynismus vertiefen Konflikte statt zu verbinden
  • Scherze, die andere berühren, müssen von einer positiven Grundhaltung diesen gegenüber getragen sein
  • Sich wiederholt über jemanden lustig zu machen ist nicht lustig. Darauf darf jeder hinweisen.
  • Wenn doch ein Spruch herausrutscht, der besser unausgesprochen geblieben wäre, dann  hilft nur die ehrliche Entschuldigung.

 

Impuls von Fr. Dr. Astrid Kessler. Vgl. Asgodom, Sabine (Hrsg., 2013): Die besten Ideen für mehr Humor. Mit einem Impulsbeitrag von Stefan Ruhl & Elke Eberts. Gabal Verlag.


 

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