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Geißler, Karlheinz A. (2010)

von Okt 1, 2011Buchtipps

K.A. Geißler: Lob der Pause. Warum unproduktive Zeiten ein Gewinn sind. oekom Verlag, München.

Der Zeitexperte Karlheinz Geißler lädt ein, sich über den Sinn von Langsamkeit, Wiederholungen, Warten und Pausen Gedanken zu machen. Wortreich und amüsant beschreibt er unseren Umgang mit der Zeit: „Der Mensch ist gegenüber der ihn umgebenden Natur in vielerlei Hinsicht einzigartig. So ist er unter allen Lebewesen das einzige, das Zeit spart…”. Betrachtet man, was dabei heraus kommt, wundert es schon ein wenig, wieviel Zeit der Mensch dafür aufwendet. „Zu wenig Zeit zu haben“, “mehr und mehr unter Zeitdruck zu stehen“ nehmen in dem Maße zu wie Zeit gespart wird. Goethe wies bereits darauf hin und warnte: „Wir wollen alle Tage sparen und brauche alle Tage mehr“. Da liegt die Frage nahe: Könnte es sein, dass wir mehr Zeit und weniger Stress hätten, wenn wir uns das ständige „Zeitsparen“ sparen würden? Wir können sicher sein, dass Zeit täglich in exakt gleiche Menge meint.

Musik als vertonte Zeit

Erstaunlich sind darum Aufwand und Leidenschaft, mit denen wir versuchen, Zeit zu „gewinnen“, um sie anschließend wieder zu „vertreiben“. Ganz zu schweigen von der Unsitte, die Zeit „totzuschlagen“. Geißler spricht von den verschiedenen Zeitqualitäten, von Zeitkultur. Ein zeitsattes, zeitvolles und zeiterfülltes Leben braucht beides: Beschleunigung und Stillstand, Kurz- und Langfristigkeit, Dynamik und Statik. Rhythmuswechsel also. Er bricht eine Lanze für die „Vielzeitigkeit“ und verdeutlicht dies am Beispiel der Musik, die für ihn vertonte Zeit darstellt.

Mozart arbeitete z.B. mit 23 verschiedenen Tempi zwischen „langsam“ und „schnell“:

  • Andantino (ein wenig gehend),
  • Andantino sostenuto (ein wenig zurückhaltend gehen),
  • Andantino grazioso (lieblich gehend),
  • Andante (vorwärts gehend, nicht zu langsam),
  • Andante maestoso (majestätisch gehend),
  • Andante agitato (erregend gehend),
  • Allegretto vivo (etwas schnell und lebhaft),
  • Allegro comodo (bequem, aber schnell),
  • Allegro (lustig, heiter) und
  • Presto con fuoco (sehr schnell und feurig).

Mozarts Melodien machen die Pause so schön wie Schnelligkeit, das Abbremsen so schön wie die Beschleunigung. Wer kann von sich noch behaupten, Zeit in all diesen Qualitäten bewusst zu durchleben? So gibt Geißler Denkanstöße, wie wir wieder reicher an Zeitformen werden, enthetzen statt entschleunigen und zu angemessenen Geschwindigkeiten zurück finden. Er spricht von Wiederholung – dem Rhythmus als „Erinnerung nach vorne“, vom Glück des Wartens und von den Pausen – Leuchttürmen des Daseins. Eine Zeitreise, die inspiriert und Spaß macht…

Karlheinz A. Geißler, Lob der Pause. Warum unproduktive Zeiten ein Gewinn sind, oekom Verlag, München, 2010.


 

Buchtipp – für noch mehr Inspiration

Heute wird immer weniger gelesen. Sich immer weiter zu bilden, hält den Geist wach – da würde es helfen, etwa von Zeit zu Zeit ein Buch in die Hand zu nehmen. Zum kleinen Preis erhalten Leser die über oft lange Jahre entwickelten Gedanken der Autoren zu einem Thema. Das ist ein Geschenk! Bewusst leisten auch wir einen Beitrag, Wissen zu vernetzen. Und je freier der Kopf und je offener wir dem Autoren und dem Buch gegenüber sind, um so leichter fällt es, sich auf neues Denken einzulassen und es zu hinterfragen. So gedeihen weitere Gedanken und tieferes Verstehen, wenn sich der Blick weitet. Dazu braucht es auch, sich Ruhe und Muse beim Lesen zu nehmen.

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